Prinzessin - Rettung für Gut Rosenberg
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Prinzessin Valerie von Rosenberg kämmte seufzend ihr Haar und betrachtete ihr unglückliches Gesicht im Spiegel. Acht Monate waren vergangen, seit ihre geliebte Mutter an gebrochenem Herzen starb. Valeries Vater hatte das gesamte Vermögen der Familie in hochriskanten Geschäften verloren und seinem Leben anschließend freiwillig ein Ende bereitet. Die Mutter konnte diese Schmach nicht ertragen und zog sich immer mehr zurück. Zum Schluss lag sie nur noch im Bett und verweigerte jegliche Nahrung. Die Ärzte wollten sie in eine geschlossene Klinik einweisen, aber dafür war es schon zu spät. Im Spätsommer hörte ihr geschwächtes und verzweifeltes Herz auf zu schlagen.

Kurz zuvor hatte Valerie ihr noch auf dem Sterbebett geschworen, alles zu tun, damit das wunderschöne Anwesen der Familie trotz aller Schulden erhalten blieb. Ein schwieriges Unterfangen: Gut Rosenberg besaß zwar viele Hektar Land und unter anderem auch ein weitläufiges Weinanbaugebiet, dennoch waren die Unkosten enorm hoch. Erst letzte Woche hatte Valerie den Gärtner und zwei Hilfskräfte entlassen müssen. Mittlerweile gab es im Dorf Gerüchte, dass ein Architekt das Gut kaufen und zu einem Hotel umbauen wolle. Aber was sollte dann bloß aus dem Versprechen werden, dass sie ihrer Mutter gegeben hatte?

Traurig stand Valerie auf und kramte in ihrem Schrank nach einem hübschen Kleid. Ihre beste Freundin, Gräfin Katharina von Holdersloh, hatte sie dazu überredet, an diesem Abend zum alljährlichen Bauernball mitzukommen. Obwohl Valerie das lebhafte Fest mit dem rustikalen Ambiente sehr liebte, hatte sie keine große Lust. Dennoch wollte sie ihre Freundin nicht enttäuschen und stand wenig später ausgehbereit auf der herrlichen Veranda vor dem Haupthaus. Die Sonne ging langsam unter, es war wieder Frühling geworden und die Luft roch so wunderbar frisch nach neuem Leben. Valerie spürte einen Kloß im Hals. Sollte sie das geliebte Elternhaus bald verlassen müssen?

Der Bauernball war schon in vollem Gange, als Valerie und Katharina erschienen. Im Dorf waren die beiden adligen Freundinnen natürlich bekannt: Da sich die jungen Frauen nur selten an altmodische Konventionen hielten, waren sie auch sehr beliebt.

Als Gräfin Katharina mit dem Bürgermeister ein Tänzchen wagte, merkte Valerie, dass sie beobachtet wurde. Verstohlen blickte sie zu dem gutaussehenden Mann, der ganz alleine an einem großen Tisch saß und sein Bier noch nicht angerührt hatte. Er war wirklich außergewöhnlich hübsch, hatte dunkle volle Haare und strahlende blaue Augen. Valerie konnte seine muskulösen Unterarme sehen, die lässig auf dem Tisch ruhten. Immer wieder blickte er zu ihr hin und musterte sie nachdenklich. Valerie fuhr sich unbehaglich durchs Haar. Sie fühlte sich seltsam von ihm angezogen, denn er hatte eine sehr männliche Aura und wirkte dennoch unglaublich sensibel. Valerie gestand sich ein, dass sie gerne mit ihm tanzen würde.

Endlich stand der Unbekannte auf und trat auf sie zu. Förmlich deutete er eine kleine Verbeugung an. "Prinzessin Valerie?" Sie konnte nur stumm nicken, so sehr zogen seine blauen Augen sie in den Bann. "Mein Name ist Markus von Amstett. Sie wissen, wer ich bin?" Verlegen und verwirrt schüttelte Valerie den Kopf.

"Nein … obwohl … ich meine natürlich ja, sicher kenne ich Sie … Ihrem Vater gehört doch das herrliche Gut im Nachbardorf? Meine Mutter hatte mir vor Monaten von dem prachtvollen Anwesen erzählt. Als Kind war sie wohl oft bei ihrem Vater zum Spielen dort."

Markus von Amstett nickte. "Ja, das stimmt. Ihre Mutter und mein Vater waren in der Kinderzeit enge Freunde. Leider verloren beide sich in der Studienzeit aus den Augen. Vor zwei Monaten starb Vater an einem Herzinfarkt." Prüfend schaute er sie an. "Mein Vater hat immer sehr liebevoll von ihrer Mutter gesprochen … darum ist es mir jetzt sehr wichtig, Ihnen in dieser schlimmen Situation zu helfen."

"Mir zu helfen?" Valerie schüttelte ungläubig den Kopf. "Wie denn? Und was wissen sie denn schon?" Kurz berührte er ihre Hand und Valerie lief ein wohliger Schauer den Rücken hinunter. Dann zögerte er ein wenig. "Ich bin Architekt, das hat Ihnen Ihre Mutter doch sicher erzählt?"

"Nein, sie hat nie von ihnen geredet, nur von ihrem Vater." Valerie konnte sich keinen Reim auf diese seltsame Geschichte machen. Dann dämmerte es ihr plötzlich und ihr Herz begann zu rasen.

"Sie wollen Gut Rosenberg kaufen und daraus ein Hotel machen!" Erbost starrte sie ihn an.

"Ich gebe zu, das hatte ich ursprünglich vor." Beruhigend strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ich war schon einige Male im Dorf und auch auf ihrem Gut. Hatte Pläne gemacht, wie ich den Umbau gestalten könnte."

Er stockte. "Dann habe ich sie gesehen. Wie sie barfuß über die Wiesen zu den Pferden liefen. Und ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich das Richtige geplant hatte. Ich möchte ihnen nicht ihr Zuhause nehmen."

Valerie schossen die Tränen in die Augen. "Was haben sie nun also vor?", entgegnete sie ihm verunsichert. Markus von Amstett nahm ihre Hand und drückte sie leicht. "Mein Vater hat mir genug Vermögen hinterlassen. Wir können Gut Rosenberg erhalten, wenn Du möchtest."

"Wir?", fragte sie ungläubig.

In dem Augenblick ahnte die Prinzessin, dass sie ihren Prinzen gefunden hatte.